boku01

Kontakt

Michael Grabner
Email:michael.grabner@boku.ac.at
Telefon: (0043)(0)1-47654-4268

Arbeitsgruppe für Jahrringanalyse und historische Holzverwendung

Universität für Bodenkultur, Tulln Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe


Konrad Lorenz Straße 24
3430 Tulln

Die Geschichte der Holztrift im Nationalpark Kalkalpen

Der Erzabbau und das Schmelzen in Innerberg (Eisenerz) beanspruchten sämtliche Wälder in Form von Holzkohle und Brennholz in dieser Gegend. Deshalb durften sich die Eisenverarbeitenden Betriebe nicht in dieser Gegend ansiedeln, sondern mussten sich entlang der Handelswege – Eisenstraße und Ennsfluss– niederlassen. So entwickelten sich im Raum Weyer und Steyer bald zahlreiche Eisen verarbeitende Hammerwerke. Das Urbar der Herrschaft Steyer weist 1583 bereits 24 Hämmer im Bereich Weyer auf. Im 16. Jahrhundert entstanden im Steyer- und Ennstal rund 40 Sensenwerke. Der große Bedarf an Holzkohle führte rasch zu scharfer Konkurrenzierung und zu Kohlenmangel. Deshalb versuchte man jene Waldgebiete zu erschließen, die entsprechende Holzmengen liefern konnten. Die weitläufigen Waldgebiete im Reichraminger Hintergebirge und im Mollner Tal boten sich dazu an. Um die großen Distanzen vom Fällungsort zur Verkohlung zu überwinden – der Straßenbau war technisch noch nicht möglich – wurden die Wasserläufe zum Transport des Holzes genutzt.

Unter Trift versteht man das Schwemmen von losem Holz in natürlichen Fließgewässern. Im Gegensatz dazu war das Flößen der Transport von mit Seilen verbundenem Holz auf dem Wasserweg. Damit ein Bach als Triftgewässer verwendet werden konnte, musste er eine entsprechende Breite, Tiefe, günstiges Gefälle und größere Wassermassen aufweisen. Reichte das Bachwasser nicht für den Triftbetrieb aus, so errichtete man Klausen und Schwellwerke, um damit größere Wassermengen stauen und speichern zu können. Der Holztransport erfolgte dann mit dem abgelassenen Klauswasser. Das Gebiet war das für die Holztrift best erschlossene Waldgebiet Österreichs. Die Zentrale Klause – die „Große Klause“ oder „Mitterwendt Claus“ – ist bereits in der Waldordnung Rudolfs II, 1604 erwähnt. Diese ist rund 12 km von Reichraming – rund eine Stunde mit dem Klauswasser – entfernt, und mit 20 Meter Stauhöhe neben der Sitzenbachklause eine der Größten im Nationalpark Kalkalpen.

In mehrwöchigen Beprobungen wurden insgesamt 33 Triftanlagen im Reichraminger Hintergebirge und dem Sengsen-Gebirge – dem heutigen Gebiet des Nationalpark Kalkalpen – aufgesucht. Die hölzernen Reste dieser einst eindrucksvollen Bauwerke wurden beprobt. Zum Teil waren nur noch wenige Stämme, die im Wasser der Bäche konserviert wurden, vorhanden (z.B. Dukateneckklause, Leeren Sack Klause). Zum Teil jedoch waren die Bauwerke noch nahezu in ihrer gesamten Größe aufzufinden (wie z.B. Pleißaklause, Sitzenbachklause). Der Erhaltungszustand des Holzes hängt in erster Linie vom Grad der Konservierung durch Wasser oder durch Überschüttung von Geröll ab. Intakte, durchfeuchtete Stämme wurden mit einem forstlichen Zuwachsbohrer beprobt. Aus trockenem Holz wurde mit einem speziellen Hohlbohrer Bohrkerne entnommen. Bei zerstörten Strukturen, d.h. einzeln herumliegenden Stämmen, wurden zum Teil auch Stammscheiben entnommen. Insgesamt wurden aus den Triftbauwerken mehr als 500 Proben entnommen. 376 Proben konnten datiert werden.

Weiters wurden 24 Standorte, die mit möglichst alten Bäumen der Holzarten Fichte, Tanne und Lärche bestockt sind aufgesucht und beprobt. Hierbei wurden 294 Bäume beprobt und vermessen.
dummycsm RTEmagicC holzdrift1 jpg 5c41cea8cfcsm RTEmagicC holzdrift2 jpg bd857e55b0csm RTEmagicC holzdrift3 jpg 960bb8a218